Lass uns heute mal ein bisschen orakeln. Bist du dabei?
Von den Auswirkungen des demographischen Wandels kannst du überall lesen. Lass uns das mal mit Blick auf die Wohnsituation in den Ballungszentren in Deutschland betrachten. Und das am Beispiel der Wohnsituation der Babyboomer. Ganz konkret: Was passiert, wenn die Babyboomer sich räumlich verändern werden? Denn das werden sie tun; so zumindest meine These.
Ein Gedankenexperiment
In Deutschland werden die im Zeitraum von 1955 bis 1969 Geborenen als geburtenstarke Jahrgänge bezeichnet. Wir nennen sie: Babyboomer. Meine These ist: Die Babyboomer werden eine Generation sein, deren Wohnbedürfnisse sich massiv auf Kauf- und Mietpreise in attraktiven Lagen auswirken. Diese Zielgruppe wird sich räumlich verändern und nicht dort bleiben, wo sie ihre Kinder großgezogen haben.
Das Haus mit Garten und den damit verbundenen Aufwänden wird zu groß. Und ja, die Babyboomer sind Kinder des Wirtschaftsaufschwungs. Keine Generation hat in Deutschland in dem Umfang Vermögen anhäufen können, wie diese Jahrgänge. Die Immobilien sind abgezahlt und stehen vorrangig in den Speckgürteln der Ballungszentren und gewannen vor allem seit der letzten Dekade jährlich massiv an Wert. Die Konten sind ohnehin gut gefüllt.
Wenn nun eben jene Zielgruppe sich von ihren Immobilien trennt, werden sie kaufkräftiger denn je in die Städte ziehen und sich schöne Wohnungen leisten. In der Nähe von Cafés, Theatern, Ärzten und Apotheken lässt es sich wunderbar und komfortabel älter werden. Die Stadt hat viel zu bieten! Ich glaube diese Zielgruppe hat mehr als andere verstanden, dass sich ein gutes Lebensgefühl nicht am eigenen Heim messen lässt. Remanenzeffekt adé!
Auswirkungen auf den Immobilienmarkt
Der ausbleibende Neubau verstärkt den Druck auf Kauf- und Mietpreise schon jetzt. Das wird sich verstärken. Denn die Babyboomer wollen gar nicht mehr im großflächigen Eigentum leben, sondern sich ungezwungen die Welt anschauen oder sogar an mehreren Standorten leben. Winter auf Gran Canaria – Sommer in Berlin. Perfekt! Keinen Rasen mähen, keinen Heizungstausch und keine Dachsanierung planen.
Allein aufgrund der schieren Masse an Menschen, von denen wir bei diesen Jahrgängen sprechen, ist der Engpass vorprogrammiert. Naja, der Engpass ist im Grunde schon da. Es wird halt einfach noch enger. Dagegen anzuregulieren – das dürfen wir unter uns wohl offen sagen – ist purer Irrsinn. Gegen die Bedürfnisse von Menschen kannst du nicht regulieren, ohne die zu verlieren, die dich wählen. Die Politik hat das bereits verstanden und macht deshalb vor allem für diejenigen Politik, die sich pflichtbewusst seit Jahrzehnten zur Wahlurne begeben. Die werden immer älter und wollen, was alle älteren Menschen wollen: Es so lassen wie es ist und möglichst sicher leben.
Aus rein ökonomischer Sicht sind die Auswirkungen klar. Dafür brauchst du kein BWL-Studium. Wenn hohe Kaufkraft auf ein geringes Angebot trifft, wird der Preis weiter steigen und steigen. Das gilt sowohl für den Kauf- als auch Mietmarkt.
Wir sind noch nicht ganz so weit. Wir schreiben erst das Jahr 2023. Aber die Welle an älteren Menschen rollt bereits spürbar heran. Und diese Zielgruppe wird relativ gesund relativ alt werden. Was würdest du tun, wenn dein Konto gut gefüllt ist und du noch 20 Jahre vor dir hast? Rhetorische Frage natürlich! Du genießt das Leben!
Deine Chance
Du kannst das für dich nutzen, indem du einfach dranbleibst und kaufst. Das Gesetz aus Angebot und Nachfrage wird hier für dich arbeiten. Der Neubau liegt am Boden. Vonovia hat bspw. in diesem Jahr alle Neubauprojekte gecancelt. Davon allein 1.500 Wohnungen in Berlin. Andere werden folgen! Je länger diese Phase aus Multikrisen dauert, desto mehr Anlaufzeit wird es brauchen, bis der Neubau wieder Fahrt aufnimmt. Allein die Planungs- und Genehmigungszeiten für neue Gebäude sind die Hölle. Sind erst mal zwei-drei Jahre ins Land gezogen, beginnen die Mühlen erst wieder langsam zu mahlen. Die fehlenden Fachkräfte in den Ämtern sind dabei dann nicht mal das entscheidende Nadelöhr. Es ist ja kaum noch jemand da, der die Projekte überhaupt umsetzen kann, da die aktuelle Flaute viele Entwickler gezwungen hat, sich neue Geschäftsmodelle zu erschließen. Ach ja: Und auch hier hauen die fehlenden Fachkräfte natürlich voll rein.
Reicht es dir? Genug Dystopie für einen Montagabend, oder? 🙂
Aber ganz ehrlich: So abwegig ist das gar nicht. Selten hatte Mark Twains Zitat mehr Gewicht, als in diesen Zeiten: „Kaufen Sie Land, es wird keines mehr gemacht.“ Machen wir es zeitgemäßer: Kaufen Sie Wohnungen, es werden zu wenige gebaut.“
In diesem Sinne, wünsche ich dir eine immobilienreiche Woche und gute Deals.
Dein Ronald