Dieser Beitrag wird glaube ich nicht ganz fair. Ich sage es lieber zu Beginn. Dann kannst du dich etwas darauf einstellen. 🙂 Der eine oder andere wird hier komplett anderer Meinung sein!
Ich stelle hier die These auf, dass Immobilien aus Leidenschaft zu betreiben, totaler Blödsinn ist. Mal schauen, was am Ende herauskommt. Ich bin selbst gespannt. Los geht’s.
Ich komme auf das Thema, weil ich den Begriff Leidenschaft in überproportional vielen Profilen in den sozialen Medien sehe. Insbesondere bei LinkedIn steht dann sowas wie: „Immobilien aus Leidenschaft“, „Leidenschaftlicher Immobilienunternehmer“, „Immobilien sind meine Leidenschaft“. Grund genug, sich den Begriff einmal näher anzuschauen.
Was bedeutet Leidenschaft?
Ich mag diese Sichtweisen:
Sich in emotionalem, vom Verstand nur schwer zu steuerndem Verhalten äußernder Gemütszustand (aus dem heraus etwas erstrebt, begehrt, ein Ziel verfolgt wird)
“eine dämonische, schöpferische, blinde Leidenschaft”
Oder diese hier:
Große Begeisterung, ausgeprägte [auf Genuss ausgerichtete] Neigung, Passion für etwas, was man sich immer wieder zu verschaffen, was man zu besitzen sucht, für eine bestimmte Tätigkeit, der man sich mit Hingabe widmet.
Können Immobilien das wirklich sein? „Vom Verstand nur schwer zu steuerndem Verhalten“? Na ich hoffe doch mal nicht. Denn wenn du aus der Emotion heraus eine Kaufentscheidung für Immobilien triffst, wird das vor allem eins: TEUER! Und das solltest du dir als Investor nicht leisten. Es geht bei einer Immobilie nicht um dich, sondern um deine Kunden – ergo deine Mieter.
Wenn du also eine Leidenschaft entwickeln solltest, dann doch die für das Interesse an anderen Menschen. Wohlgemerkt eine LEIDENSCHAFT FÜR DAS INTERESSE, nicht am Menschen allein. Denn nur durch Neugier erhältst du die Erkenntnisse, die du brauchst, um ein guter Immobilieninvestor zu sein oder zu werden. Bist du neugierig, dann auch auf andere Menschen und ihre Bedürfnisse. Das schließt das mit ein. Wenn du eine Leidenschaft kultivieren möchtest, dann die für das Interesse!
Mit der zweiten Sichtweise kann ich mich in Bezug auf Immobilien schon eher anfreunden. „Passion für etwas, was man sich immer wieder zu verschaffen (…) sucht“.
Wer einmal den Kaufprozess für eine Immobilie durchlaufen hat und ein Investment erfolgreich verwaltet, will mehr. Das kann ich bestätigen! Das kann ich fühlen.
Mit jeder Wohnung, die neu in unser Portfolio aufgenommen wurde, stieg meine Begeisterung. Nicht so sehr wegen des Geldes oder wegen des Bewusstseins, dass jede einzelne Wohnung ein stückweit Sicherheit fürs Alter bieten würde, sondern weil ich gemerkt habe, dass ich mit Immobilien Gestalter werden konnte.
Mit anderen Anlageformen war ich immer abhängig. Von Beratern, von Märkten, teilweise von Entscheidungen und/oder Verfehlungen einzelner Personen und Branchen. Man denke nur an den Dieselskandal. Auch als nicht VW-Besitzer fiel der Wert meines Autos drastisch. Warum? Weil nicht nur die einen, sondern fast alle systematisch manipuliert haben.
Nicht falsch verstehen. Bei einer Immobilie gibt es auch Abhängigkeiten. Das schauen wir uns mal in einem weiteren Newsletter an. Aber eine einmal gekaufte Immobilie ist weitestgehend planbar. Und das unterscheidet sie einfach von so vielen anderen Anlageformen. Mit planbar meine ich die rein konservative Langfristvermietung. Wenn du hier konservativ einkaufst, können Mietregulierungen, energetische Ertüchtigungen und dergleichen deine Kalkulation kaum gefährden. Auch Zinsänderungsrisiken kannst du weitgehend umgehen, indem du mit langfristigen Festschreibungen arbeitest.
Was ich damit sagen will: Du kannst dir mit einer Immobilie deine Welt erschaffen, wie sie dir gefällt. Zumindest fast. 🙂 Angefangen von der Auswahl des Objektes, den Standort, die Finanzierung bis hin zur Hausverwaltung und den Mietern selbst. Wo anders hast du so viel Kontrolle über ein Investment? Dafür brauchst du keine Leidenschaft. Dafür brauchst du einfach nur planbare Prozesse. Mit deiner Leidenschaft darfst du dich an anderer Stelle einbringen.
Beherrsche DICH
Das bringt mich zu einer Sichtweise von Leidenschaft, die ich für besonders wertvoll halte. Die antike Philosophie der Stoa sah in der Beherrschung der Leidenschaften (Affektkontrolle) ein wichtiges Lebensziel. Ich bin übrigens ein großer Fan dieser Philosophie und versuche sie so oft es machbar ist, zu leben. Warum? Weil ich der Meinung bin, dass Leidenschaft in Bezug auf Immobilien nichts verloren hat. Ich halte es für viel sinnvoller, seine Leidenschaft – vor allem die verbale – mal etwas zu drosseln; gerade, wenn es um Immobilien geht!
Mich erreichen wöchentlich Anfragen mit Immobilienbeispielen; verbunden mit der Frage: Ist die gut? Soll ich das kaufen? Mal davon abgesehen, dass ich auf solche Fragen nicht eingehe, ohne eine Person und deren Umfeld näher zu kennen, eint die meisten Fragesteller folgendes: Sie sind emotional aufgewühlt. Es geht um die erste Immobilie. Oder um ein Angebot, was seit Monaten mal endlich eines ist, was sich halbwegs rechnet. Oder viel schlimmer: Das Haus ist doch soooo schön, ein Schmuckstück. Das muss es doch jetzt endlich sein.
Ich übertreibe nicht. Das sind reale Gründe für Kaufentscheidungen. Das Haus sei so wunderschön! Und genau das ist es, was ich meine. Hier schlägt die Leidenschaft für Schönheit und Ästhetik voll durch. Meine Empfehlung ist dann immer: Ab zum Waschbecken. Beide Hände voll mit Wasser ins Gesicht. Mit eiskaltem! Der Kopf muss kühlen! Denn diese Hitze im Oberstübchen führt andernfalls dazu, dass dich ein Anlageberater zu einer vollkommen dämlichen Entscheidung führt. Die Immobilie sei ja so schön und für schöne Dinge ist es nötig, monatlich eben etwas draufzuzahlen. OMG! Noch mehr eiskaltes Wasser bitte!
Fazit
Kommen wir zum Schluss: Konnte ich meine These halten? Ich denke schon. Immobilien sollten keine Leidenschaft sein. Worin du dich allerdings verlieben solltest, ist die Neugier selbst. Du solltest Spaß am Entdecken neuer Objekte haben und solltest Lust auf andere Menschen und deren Geschichten entwickeln. Denn hinter jeder Immobilie stecken unzählige Leben und Schicksale. Du solltest dich darauf einlassen wollen, mit Menschen zu interagieren, denn sie werden deine Kunden und haben eben so ihre Bedürfnisse.
Wenn du also Leidenschaft einbringen solltest, dann für den Prozess und für die Umsetzung. Aber nicht für die Immobilie selbst. Kann man das trennen? Natürlich nicht! Und ich glaube bei vielen, die das in ihrem Profil stehen haben, ist es genau so gemeint. Oder zumindest hoffe ich, dass es so gemeint ist. Denn mit der Leidenschaft ist das so eine Sache. Wenn du dich heute für eine Sache erwärmst, erhitzt du dich vielleicht morgen schon für eine andere. Und so kommst du nie wirklich an ein Ziel. Wenn du eine Leidenschaft möchtest, dann die für die Umsetzung, den Prozess – niemals für das Ergebnis!
Wenn du deine Ziele mit Immobilien mal besprechen möchtest, melde dich gern bei mir. Für ein leidenschaftliches Kennenlerngespräch bin ich immer zu haben.
Melde dich am besten direkt hier an:
Ich freue mich auf dich. Hab eine schönes Restwoche.
Dein Ronald