Wenn du in Deutschland eine Immobilie zur Vermietung kaufst, wechselst du beinahe automatisch auf die dunkle Seite der Macht. Musst du gar nicht viel dazu tun. Das Etikett bekommst du mit der Kaufurkunde ganz natürlich mit übergeben. Sag einfach mal auf der nächsten Party, dass du jetzt Vermieter oder Vermieterin bist. Dann weißt du, was ich meine – Haifischsymbolik lässt grüßen.
Aber das ist noch gar nicht mal so wild. Mit so einem Partyszenario hast du wahrscheinlich ohnehin gerechnet und hast teils eher Bedauern für diejenigen übrig, die sich gerade die Kante geben, weil ja schon bald wieder Montag ist. Also hast du wahrscheinlich eher kein Problem damit.
Was allerdings extrem problematisch ist, ist die gesellschaftlich akzeptierte Stilisierung des Vermieters zum Feindbild. Was als Humor in Satiresendungen öffentlich-rechtlicher Medien transportiert wird, geht mir persönlich zu weit. Ein Beispiel einer WDR-Satire: „Eine Frau aus Bochum hat zusammen mit 300 Ratten gewohnt. Schöne Abwechslung. Normalerweise vermietet ja eine Ratte 300 Wohnungen.“ Gebührenfinanzierte Abscheu. Kein weiterer Kommentar!
Der STERN zeigte eine ähnliche Karikatur. Zwei Damen sitzen in einem Café und plaudern. Die eine sagt voller Stolz: „Mein Sohn ist im Vorstand eines Berliner Wohnkonzerns.“ Die andere begegnet: „Schade, dass es damals noch keine Fruchtwasseruntersuchungen gab.“ Der Immobilienverband Deutschland beschwerte sich daraufhin beim Deutschen Presserat. Dieser sah jedoch keinen Anlass zur Einschreitung.
Die Grünen regen an, einen „Führerschein“ machen zu müssen, um seine Eignung als Vermieter unter Beweis zu stellen. Noch so eine kleine Bosheit. Aber Apropos Führerschein: Wäre andersrum eigentlich auch mal eine ganz interessante Forderung. Behalten wir mal im Hinterkopf.
Immobilien zu vermieten, ist in einer Volkswirtschaft mit knapp 50% Mieterquote eine gesellschaftlich überaus relevante Rolle. Dass diese nicht konfliktfrei auszufüllen ist, liegt in der Natur der Sache. Die Herausforderungen liegen aber an anderer Stelle: Der Immobilienmarkt wird in den kommenden 10 Jahren durch diverse Multikrisen steuern. Um das zu verdeutlichen: Wir stehen gerade auf der Brücke der Titanic, bekommen die Eisbergwarnung vorgelegt und entscheiden uns trotzdem, die Geschwindigkeit zu erhöhen. Das drückt sich in Zahlen ganz konkret wie folgt aus:
Der Gesamtverband der Wohnungswirtschaft (GdW) hat kürzlich in einem Brandbrief an Bundesbauministerin Klara Geywitz vor einer finanziellen Überforderung privater Eigentümer und Mieter durch EU- und bundesrechtlichen Regelungen bei der energetischen Sanierung gewarnt. In Deutschland müssen bis 2033 nach den Vorstellungen des EU-Parlaments Gebäude der Energieklassen E, F, G saniert werden. Innerhalb von 10 Jahren wären das knapp 45% der Wohngebäude in Deutschland. Nach Verbandsberechnungen sprechen wir hier von 125 bis 182 Milliarden Euro an Kosten – jährlich.
Wer soll das umsetzen, wenn DIE LINKE in ganz Deutschland auf Demonstrationen fordert: „Miethaie zu Fischstäbchen“? Das als Humor abzutun, ist schwer möglich. Denn der Grundgedanke ist sonnenklar: Um Fischstäbchen zu machen, müssen Fische sterben. Niemand muss darüber hinaus noch groß über die Bedeutung nachdenken, wenn weiter auf einem Plakat am 1. Mai auf einer Berliner Demo zu lesen ist: „Kill your landlord“ – töte deinen Vermieter.
Wenn die sterben sollen – auch wenn es eher symbolisch durch z.B. Enteignungen ist – die sich um einen wesentlichen Teil der Energiewende kümmern müssten, wer setzt dann noch die Ziele um? Wenn Feindbilder dieser Art heraufbeschworen werden, wer hat dann noch Lust Verantwortung zu übernehmen? Vermieter gleich Feindbild! Wer hat darauf schon Lust?
Wer sehen will, was diese Art zu denken und zu wirtschaften anrichtet, braucht nur mal nach Bildern der Wendezeit 1989/1990 googeln. Der Gebäudebestand in Ostdeutschland war in einem verheerenden Zustand. Manchmal frage ich mich, ob einige Akteure aus dieser Zeit denn gar nichts gelernt haben.
Wer sich heute mit dem Gedanken trägt, seine Altersvorsorge und seinen Vermögensaufbau mit Unterstützung von Immobilien zu gestalten, sieht sich mit diversen Herausforderungen konfrontiert. Ich kann nur daran appellieren: Nehmt die Herausforderung an. Ich sage das deshalb auch so deutlich, weil ich das in zahlreichen Gesprächen gespiegelt bekomme. Da ist nicht nur die Angst, ob man das System Immobilie verstehen und umsetzen kann. Es geht in den Gesprächen häufig darum, was alles noch auf Vermieter in Deutschland zukommen wird und ob unter diesem Aspekt ein Investment in Wohnimmobilien eine gute Wahl ist.
Ich habe auch keine Glaskugel und kann sagen, was kommt. Aber eines kann ich mit Gewissheit sagen: Wenn du nichts tust, läufst du nach der Eisbergwarnung gerade von der Brücke der Titanic runter in den Kesselraum und schippst wie ein Verrückter Kohlen in die Öfen. Volldampf in die Katastrophe! Allein die Inflation lässt dich verarmen!
Nichts tun ist also keine Option. Übernimm Verantwortung für deine Zukunft und stecke so viele es geht an. Wir leben in einer Demokratie. Mit jeder neuen Wahl besteht die Möglichkeit, den Kurs neu zu setzen. Berlin ist nicht immer Vorbild aber die Wende kann gelingen. Noch laufen die Sondierungen nach der Wahlwiederholung. Es bleibt spannend!
Veränderung geht nicht von heute auf morgen. Aber ich persönlich habe mich zu sehr in Immobilien vernarrt, als dass ich aufgebe. Deshalb dieser Text, deshalb dieser Appell.
Bleibt dran! Kauft mehr Wohnungen und werdet Gestalter! Und zeigt der Gesellschaft, dass Vermieter auch Delfine sein können.
Einen guten Start in die Woche
Dein Ronald