Deshalb schauen wir uns in dieser Ausgabe mal eine Entscheidungshilfe an, die mir schon oft gute Dienste geleistet hat. Aber zunächst Mal widmen wir dem Klassiker noch kurz unsere Aufmerksamkeit:
Omas Tipp
Bei vielen funktioniert Omas Trick scheinbar immer noch ganz gut, der da lautet: Nimm dir ein leeres Blatt Papier, zieh eine Mittellinie. Linke Seite Vorteile, rechte Seite Nachteile. Oder umgekehrt. Finde für beide Seiten so viele Argumente, wie dir einfallen. Auf welcher Seite mehr stehen, diese Seite hat gewonnen. Fertig!
Naja, wir sind aus dem Alter irgendwie raus, oder? Es gibt einen besseren Weg. Denn ein gewichtiges Argument sticht Omas Mengenliste m.M. häufig komplett aus. Das muss berücksichtigt werden, um gute Entscheidungen treffen zu können. Also legen wir los.
Dein Inneres Team bilden
Die Rede ist vom “Inneren Team”. Entwickelt wurde dieses Modell vom Kommunikationswissenschaftler und Psychologen Friedeman Schulz von Thun. Du hast sicher schon von ihm im Zusammenhang mit seinem Vier-Ohren-Modell gehört. Mit seinem Modell vom “Inneren Team” greift er einen Mechanismus auf, der permanent in uns abläuft, wenn wir Entscheidungen treffen müssen. Nur ist uns das häufig nicht direkt bewusst. Im Alltag und sehr vereinfacht ausgedrückt sitzen da ein Engelchen und ein Teufelchen auf unseren Schultern, die uns immer wieder einflüstern, was das Beste für uns ist. Bei Schulz von Thuns Modell führen diesen Dialog aber nicht nur zwei Parteien, sondern so viele Akteure, wie es eben deiner Persönlichkeit entspricht. Das macht dieses Modell so reizvoll, weil wirklich alle zu Wort kommen.
Wenn du also vor einer wichtigen Entscheidung stehst, kannst du dir ein inneres Team zusammenstellen. Das läuft so: Du setzt dich mit allen an einen “Tisch” und lässt jede Stimme zu Wort kommen. Am Ende übernimmst du die Rolle des Entscheiders und triffst deine Wahl, nachdem du alle Argumente sorgfältig abgewogen hast. Machen wir es mal am Beispiel eines Wohnungskaufs fest. Welche Stimmen könnten dort eine Rolle spielen?
Der Lösungsorientierte
“Du hast bisher alles geschafft, was du dir vorgenommen hast.” “Andere investieren auch in Immobilien und denen geht es gut.” “Als Teil meiner Altersvorsorge muss ich was tun. Immobilien passen da gut rein.” “Ich habe mich gut weitergebildet und weiß, was ich tue. Ich finde schon die passende Wohnung.” “Was an Problemen auf mich zukommt, werde ich schon gelöst bekommen”.
Der Besorgte
“Was wird wohl meine Familie dazu sagen?” “Was, wenn ich was übersehe und einen Fehlkauf tätige?” “Was ist, wenn ich meinen Job verliere? Kann ich mir dann die Wohnung noch leisten?” “Was ist, wenn der Mieter dann nicht mehr zahlt?” “Was passiert, wenn das Haus durch eine Naturkatastrophe zerstört wird?”
Der Selbstbewusste
“Wenn ich erst mal eine Wohnung habe, starte ich voll durch. Dann weiß ich ja, wie das geht.” “Ich baue mir hier richtig was auf und wenn es gut läuft, lebe ich irgendwann davon.” “Hau rein Junge, im Job läuft doch auch alles gut. Du wirst auch das packen”. “Ich schaff das schon.” “Fehler gehören dazu.” “Wenn etwas schief geht, weiß ich, wen ich fragen kann.”
Der Aufschieber
“Ach dieses Jahr passt das nicht mehr. Wir wollen noch in den Urlaub, meine Mutter wird 60 und will groß feiern. Am Haus will ich endlich den Garten mal neu machen. Ich muss mich erst noch einlesen. Dazu brauche ich noch mehr Infos.”
Die vier sollen mal reichen. Du merkst schon, worauf das hinausläuft. Welche Stimmen dominant sind, ist höchst individuell. Bist du der besorgte Typ, sind bei dir diese Argumente natürlich sehr viel stärker gewichtet, also ist diese Stimme besonders “laut”. Wichtig ist, dass du deinen dominanten Stimmen stets ausreichend Raum gibst. Denn wenn du bspw. als Sicherheitstyp eine Entscheidung mit erhöhtem Risiko triffst, kannst du nicht mehr ruhig schlafen, fühlst dich gestresster und verschwendest einen Großteil deiner Energie darauf, dir das irgendwie schönzureden. Mit anderen Worten: Du brauchst in diesem Fall eine Wohnung mit besonders sicherheitsrelevanten Merkmalen.
“Egal was passiert, höre niemals auf.” Phil Knight
Das “Innere Team” ist für mich eine hervorragende Möglichkeit, mich den Herausforderungen zu stellen und mich auf die Dinge vorzubereiten, die mir wichtig sind. So habe ich übrigens auch abgewogen, worin ich als erstes investieren soll. Das Ergebnis waren vier Mehrfamilienhäuser mit 33 Wohneinheiten als erstes Immobilieninvestment. Du erkennst sicher, welche Stimmen bei mir besonders “laut” waren.🙂
Jetzt ist es an dir, deinem Team ausreichend Gelegenheit zu geben und dich von deinen Vorhaben zu überzeugen. Lass alle Stimmen zu Wort kommen und am Ende triffst du eine Entscheidung. Glaub mir, wenn du diesen inneren Dialog mehrmals durchgespielt hast, triffst du sehr viel bessere Entscheidungen. Der besondere Vorteil liegt darin, dass du im Laufe der Zeit ein noch besseres Gespür dafür bekommst, wer du bist, was dir wichtig ist und worauf du deinen Fokus legen willst. Du wirst ein schnellerer und noch besserer Entscheider in eigener Sache. Jackpot!
Ach übrigens: Jedes Team darf gern auch einen externen Berater hinzuziehen. Also: Schreib mich gern an, wenn du einen Impuls von außen möchtest.
Viel Erfolg bei deinen Entscheidungen.
Dein Ronald