Als ich vor zwölf Jahren meinen ersten Kaufvertrag unterschrieben habe, ging es mir davor hundeelend. Ich stand kurz vor dem Rausschmiss aus meinem Job und bin mit tierischen Bauchschmerzen zum Notartermin gefahren. Ich fühlte mich zwar inhaltlich gut vorbereitet, auf was ich mich da einlasse, aber konnte nicht absehen, wie es mit mir beruflich weitergehen würde. Eine wilde Zeit.
Was ist Angst?
Schauen wir uns einmal an, was da in mir vorging. Angst ist ein Zustand, der gekennzeichnet ist durch Anspannung, Besorgtheit, Nervosität, innere Unruhe und Furcht vor zukünftigen Ereignissen. So und ähnlich findest du das im Duden und anderen Quellen.
Ich übersetze das heute für mich mit: Angst macht mich wachsam und gleichzeitig vorsichtig. Sie zeigt mir Punkte, auf die ich noch mal besonders schauen darf und auf die ich möglicherweise noch nicht so gut vorbereitet bin. Dabei ist besonders wichtig: Die Betrachtung und Bewertung der “künftigen Ereignisse” gibt der Angst erst Raum zur Entfaltung. Sind die künftigen Ereignisse für mich “beherrschbar” verliert die Angst sofort an Wirkung. Zurück bleibt ein Gefühl des “ich kriege das hin”.
Solltest du also auch Angst vor einem Immobiliendeal verspüren, sei dankbar. Denn du bist auf dem besten Weg, ein gutes Geschäft zu machen.
Deshalb sag danke zu deiner Angst und schau genau hin, wo sie herkommt. Denn das sind sehr wahrscheinlich deine aktuell größten Baustellen, warum du noch keine Immobilie hast bzw. noch nicht das Portfolio hast, das du dir wünschst.
Was sind denn die häufigsten Ängste?
- Ich habe zu teuer eingekauft.
- Ich habe Mängel übersehen.
- Ich habe Mietnomaden “geerbt”.
- Ich beraube mich meiner Flexibilität.
- Ich habe kein Geld mehr für andere Sachen.
Das sind nur die üblichen Beispiele. Evtl. findest du dich ja bei einem davon bereits wieder. Führe die Liste für dich selbst aber gern weiter fort. Denn die folgende Übung kannst du für jede deiner Ängste beliebig durchführen.
Jetzt machst du Folgendes. Schau dir an, wo der Schuh am meisten drückt. Sei ehrlich dabei, denn es schaut ja ohnehin keiner zu. Und nur ein gnadenlos ehrlicher Blick bringt dich weiter. Also: Bei welchem Punkt hast du aktuell am meisten Bauchschmerzen? Und diesen Punkt nimmst du nun auseinander.
Wenn du jetzt merkst, dass dir besonders Sorgen macht, dass du z.B. zu wenig flexibel bist, weil du dann ja irgendwie eine Immobilie an der Hacke hast, dann schau dir am besten einmal den gesamten Erwerbsprozess von vorne bis hinten an. Die Frage, auf die du schauen solltest, ist: Wie lange kann das im schlimmsten Fall dauern? Flexibilität ist eine Sache von Zeit bzw. Zeitempfinden. Wie flexibel möchtest du in Zukunft sein? Und woran machst du das für dich fest?
Schnapp dir jetzt am besten mal einen Espresso oder was du sonst so gern trinkst und schaust dir mal die üblichen Transaktionszeiten bei Immobiliendeals an? Diese werden dir zeigen, ob deine Vorstellung von Flexibilität erhalten bleibt, wenn du eine Immobilie kaufst. Du wirst hoffentlich sehr schnell zu dem Schluss kommen, dass fehlende zeitliche Flexibilität kein wirklich gutes Argument ist, um eine Immobilie nicht zu kaufen.
Recherche bringt Sicherheit
Die durchschnittlichen Verweildauern bei Onlineangeboten auf den gängigsten Immobilienportalen beitragen bei z.B. Zwei-Zimmer-Wohnungen in Leipzig für das zweite Halbjahr 2021 ca. 78 Tage und für das erste Halbjahr 2022 ca. 84 Tage. Also ich weiß nicht, wie du diese Zahlen empfindest, aber ich kann das nicht wirklich unflexibel nennen. Wenn du deine Mietwohnung kündigst, hast du i.d.R. auch ca. 90 Tage Kündigungsfrist. Im Erwerbsprozess kommen hier und da natürlich noch ein paar Abläufe und Fristen hinzu. Das bewegt sich allerdings bei geordneten Ankaufsprozessen in immer ähnlichen Zeiträumen, so dass du das bei deinen Planungen direkt berücksichtigen kannst.
Wenn du mich fragst, macht es kaum einen Unterschied, ob ich einen Umzug aus einer Mietwohnung plane oder mich für den Verkauf meiner selbstgenutzten Immobilie entscheide. Ich habe das übrigens selbst bereits schon drei Mal durch und kann dir aus Erfahrung sagen: Unflexibel habe ich mich zu keinem Zeitpunkt gefühlt. Bei Investmentimmobilien spielt das sogar noch weniger eine Rolle, weil die Zeit hierbei sogar für dich arbeitet, wenn du deine Projekte entsprechend planst. Die Mieteinnahmen kommen sowieso, so dass ein Monat mehr oder weniger kaum eine Rolle spielt.
Ich hoffe, dieser kleine Exkurs in Richtung Flexibilität hat dir geholfen, dir deine Ängste in Bezug auf Immobilien nun einmal selbst vornehmen zu können. Auf diese Art und Weise kannst du jede deiner Ängste systematisch bearbeiten, um im Anschluss selbstbestimmt entscheiden zu können, ob Immobilien für dich zur Altersvorsorge und/oder zum Vermögensaufbau taugen.
Meinen Job habe ich seinerzeit übrigens nicht verloren. Und selbst wenn das passiert wäre, war ich darauf bereits vorbereitet und hatte mir schon neue Auftraggeber gesucht. Diese neuen Auftraggeber habe ich dann zusätzlich in mein Portfolio aufgenommen, so dass sich mein Einkommen nicht unerheblich erhöht hat. Der drohende Rausschmiss hat also zu Engagement geführt, welches mich weiter unabhängig werden ließ. Ohne den „Druck“ von außen, wäre das wahrscheinlich so nicht passiert. Ich war seitdem noch flexibler in meinen Zukunftsplanungen. Vielen Dank liebe Angst.
Was ich dir damit sagen will: Egal wobei du dir möglicherweise gerade Sorgen machst; es ist lösbar. Arbeite daran!
Viele Grüße und einen guten Start in die Woche
Dein Ronald
p.s. Schreib mir gern, wenn wir uns mal deine Situation anschauen sollen: ronald.brod@immomade.de